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Stellungnahme zur Veröffentlichung in „Sonne, Wind und Wärme“, Heft 2/2020, Beitrag „Holzpellets sind eine Bedrohung fürs Klima“, S. 64-65


Berlin
, 09.04.2020
Der von britischen Wissenschaftlern geschriebene Beitrag ist nicht auf die Nutzung von Holzpellets in Deutschland ausgelegt, wo sie zur effizienten Versorgung eines kleinstrukturierten Wärmemarktes und im Wesentlichen zum Ersatz von Ölheizungen eingesetzt werden. Stattdessen basiert diese Kritik an der wenig effizienten, rein auf Elektrizitätsgewinnung ausgerichteten Substitution von Kohle durch Holzpellets, wie sie weltweit in Großbritannien, Japan und Südkorea betrieben wird. Trotzdem erweckt der Artikel beim Leser, der nicht über diese Hintergründe informiert ist, den Eindruck, diese Vorwürfe träfen auch auf die Situation hierzulande zu, was definitiv nicht der Fall ist.
Zur CO2-Bilanz der Holzverbrennung ist anzumerken, dass sie dann klimaneutral ist, wenn Wäldern nicht mehr Holz entnommen wird als nachwächst. Das ist in Deutschland durchgängig der Fall – Erhebungen, wie die Bundeswaldinventur 3 1)bescheinigen, dass sogar deutlich weniger genutzt wird als zuwächst. Vom jährlichen Holzzuwachs in Deutschland (rd. Mio. 120 Mio. m3) beträgt der Einschlag danach nur knapp 80 Prozent. Ca. 6 Prozent verbleiben als Totholz im Wald, und 16 Prozent wachsen als Holzvorrat zu. 2016 waren vom Einschlag 66 Mio. m3 Derbholz (Ø > 7cm) – abzüglich des Außenhandelssaldos nur 62 Mio. m3. Damit blieb man deutlich (68 Prozent) unter dem maximalen Nutzungspotenzial und immer noch 25 Prozent unter dem strengen Naturschutzpräferenzszenario (78 Mio. m3), wie die Waldentwicklungs- und Holzaufkommensmodellierung 2013-2052 (WEHAM) darstellt.2) Dabei muss der Wald zur Beschreibung der Nachhaltigkeit aus regionaler Perspektive betrachtet werden und nicht örtlich oder gar einzelbaumweise. Nur bei Holz aus Raubbau (Übernutzung) führte die Verwendung zum Klimaschaden. Was in vielen tropischen Ländern leider weiterhin der Fall ist, darf nicht auf deutsche forstliche Verhältnisse übertragen werden. Deutschland kann sich mit den größten Holzvorräten Mitteleuropas selbst versorgen – das gilt auch für die hierzulande eingesetzten Holzbrennstoffe. Bei Pellets ist Deutschland langjähriger Nettoexporteur und weltweit drittgrößter Produzent nach den USA und Kanada.
Bei der Kohlenstoffbilanz von Holzbrennstoffen ist weiterhin zu berücksichtigen, wie viel CO2 bei ihrer Erzeugung (z.B. bei der Holzrückung im Wald oder der Produktion in Pelletwerken) durch den Einsatz fossiler Treib- und Brennstoffe entstehen. Dieser Wert liegt deutlich unterhalb dem zur Erzeugung von Heizöl oder Erdgas zum Heizen notwendigen Faktor. Siehe hierzu die Emissionsbilanz des Umweltbundesamtes.
Die Kohlenstoffspeicher im Wald lassen sich durch die hierzulande weitgehend vorgeschriebene naturnahe und kahlschlagsfreie Bewirtschaftung eindeutig erhöhen. Durchforstung und Holznutzung sind hierfür unverzichtbare Elemente. In welchem Maße es hierzulande komplett ungenutzte Wälder geben soll, muss politisch entschieden werden. Klimapolitisch wäre der Verzicht auf die nachhaltige Holznutzung allein schon wegen der Substitutionswirkung von Holzprodukten unsinnig, denn auch im Wald verbleibendes absterbendes Holz setzt das gespeicherte CO2 in überschaubaren Zeiträumen zum größten Teil wieder frei.
Stoffliche und energetische Nutzung sind keineswegs Gegensätze, weil energetisch vor allem dasjenige Holz verwendet wird, das nicht höherwertig stofflich genutzt werden kann: zum Beispiel bei der Pelletproduktion, wo Resthölzer im Sägewerk als Koppelprodukte anfallen.